Denkmal - Katharina von Zimmern
Blockskulptur von Anna-Maria Bauer © vogtpartner, Christian Vogt

Blockskulptur von Anna-Maria Bauer © vogtpartner, Christian Vogt

Erinnerungsort Katharina von Zimmern

Denkmal

Im Herzen der geschäftigen Stadt liegt zwischen Fraumünster und Stadthaus der Kreuzgang der ehemaligen Abtei. An diesem beschaulichen Ort ruht umgeben von vier Reihen von immergrünen Eiben eine einfache Blockskulptur. Sie erinnert an Äbtissin Katharina von Zimmern, welche die Geschicke Zürichs zur Zeit der Reformation mit Weitsicht mitgeprägt hat. Die Blockskulptur wurde vom Verein Katharina von Zimmern initiiert und mithilfe von Spenden finanziert. Die Stadt Zürich hat das Projekt mit Sympathie begleitet und achtet deren gesellschaftliche und künstlerische Bedeutung.

Geschaffen wurde die Blockskulptur von der Zürcher Plastikerin Anna-Maria Bauer.

Kreuzgang Fraumünster © Christian Merz

Kreuzgang Fraumünster © Christian Merz

Der Erinnerungsort 

Im Herbst 2000 formiert sich unter dem Präsidium von Jeanne Pestalozzi ein breitabgestützter Verein mit dem Ziel, Katharina von Zimmern einen Erinnerungsort zu schaffen. Die Kunstkommission der Stadt Zürich delegiert Elisabeth Grossmann, damalige Kuratorin am Haus Konstruktiv, in den Vereinsvorstand. Das Projekt wird von einer breiten Schirmschaft aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Kultur unterstützt. 

Für die Äbtissin, die selbst Kunstwerke in Auftrag gegeben hat, soll ein Kunstwerk entstehen. Und zwar dort, wo sie gewirkt hat, im Kreuzgang zwischen Fraumünster und Stadthaus.

Der Kreuzgang ist ein historisch und städtebaulich bedeutsamer Ort, der einen rücksichtsvollen Umgang mit dem historischen und architektonischen Umfeld erfordert.

Chronologie

Weltweite Dekade der Solidarität mit den Frauen 1988-1998
1988 empfiehlt der Ökumenische Rat seinen Mitgliedkirchen, eine Dekade der Solidarität mit den Frauen durchzuführen. Die Dekade solle den massgebenden Beitrag der Frauen in Kirche und Gesellschaft sowie ihre Mitverantwortung, Entscheidungskompetenz und Fähigkeit zur Mitgestaltung des geistigen Lebens anerkennen.

Ankunft der Kupferblöcke in den Kreuzgang © Anna-Maria Bauer

Ankunft der Kupferblöcke in den Kreuzgang © Anna-Maria Bauer

Die Dekade in Zürich
Der Zürcher Kirchenrat setzt unter der Leitung von Kirchenrätin Brigitte Lauffer eine Arbeitsgruppe ein. Diese beschliesst, zum Abschluss der Dekade eine auch für die Kirche bedeutsame Zürcherin aus dem Schatten der Geschichte zu holen und bleibend sichtbar zu machen. Die Wahl fällt auf die letzte Äbtissin am Fraumünster, Katharina von Zimmern. Die Arbeitsgruppe beschliesst gleichzeitig, die Quellenlage aufarbeiten zu lassen.


Die erste Biografie von Katharina von Zimmern

Am 7. September 1999 wird das Buch Katharina von Zimmern – Zürichs letzte Äbtissin im voll besetzten Fraumünster der Öffentlichkeit vorgestellt. Herausgeberinnen sind Irene Gysel und Barbara Helbling, erschienen ist die Biografie im NZZ-Verlag.

Der Wettbewerb
Der Verein lädt fünf Künstlerinnen ein, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen. Am 7. September 2001 werden ihre Projekte in der bis auf den letzten Platz besetzten Wasserkirche vorgestellt. Der damalige Stadtpräsident Josef Estermann, der das Projekt von Anfang an unterstützt hat, hält dabei eine vielbeachtete Rede.

Der Entscheid der Jury

Die Jury besteht aus Verantwortlichen und Fachleuten von Stadt, Denkmalpflege und Kunstkreisen sowie aus Mitgliedern von Schirmschaft und Verein. Am 26. März 2002 entscheiden sie sich für eine Blockskulptur der Zürcher Künstlerin Anna-Maria Bauer. Diese Arbeit bringe die Idee eines offenen Erinnerungsortes in Gehalt und Form komplex und sensibel zum Ausdruck und werde der Persönlichkeit der Äbtissin, die damit gewürdigt wird, in jeder Beziehung gerecht. Die Blockskulptur besitze in ihrer konzentrierten und einfachen Form etwas Geheimnisvolles sowie ein hohes Mass an Zeitlosigkeit und Wertigkeit.

Von Katharina von Zimmern gibt es kein Bild, man kann keine Figur auf einen Sockel stellen. So wird der Sockel selbst zur Skulptur.

Die Blockskulptur von Anna-Maria Bauer
Die Formensprache von Anna-Maria Bauer gründet auf der Struktur der sichtbaren und der versteckten Ordnungen des Schildkrötenpanzers. Von diesen sich überlagernden Strukturen entlehnt sie die Grundmasse und abstrahiert sie nach eigenen Regeln. Entsprechend den 37 Teilen der sichtbaren Hornplatten des Rückenpanzers der Schildkröte besteht die Skulptur aus 37 Kupferblöcken, die zu einem kompakten Quader von 997,5 x 2065 x 595 mm (Höhe, Länge, Breite) geschichtet sind.

Annäherungen an die Blockskulptur

Kupfer ist lebenswichtiges Spurenelement und symbolisiert Weiblichkeit. Aus Kupfer wurde das Blech für das Turmdach des Fraumünsters gewalzt, wurden Glocken gegossen und Münzen geprägt. Die Kupferblöcke nehmen die Form der Quadersteine der Kirchenmauer auf. Sie weisen darauf hin, dass Katharina von Zimmern gebaut hat. Sie hat die Abtei renoviert und erweitert. Doch anders als Stein weist das Metall Kupfer, das in neue Formen gegossen werden kann, auf Wandel und Veränderung.

Die Blockskulptur nimmt ortsgerecht die Form des Sarkophags auf: im Kreuzgang zwischen Fraumünster und Stadthaus befand sich einst der Friedhof der Abtei. Katharina von Zimmern wirkte in einer Zeit des Übergangs und blieb dabei unpolemisch; die Blockskulptur erinnert ökumenisch an beide, an den Altar der katholischen und den Abendmahlstisch der reformierten Kirche.

Von Katharina von Zimmern gibt es kein Bild, man kann keine Figur auf einen Sockel stellen. So wird der Sockel selbst zur Skulptur. Er ruht in sich, zusammengehalten einzig durch das Gewicht der gefügten Blöcke, und erzählt den Betrachtenden auf diese Weise von der Autorität der letzten Äbtissin am Fraumünster, welche die Zeichen der Zeit erkannte und im Sinne des Friedens handelte.

Die Stadt vor Unruhe und Ungemach bewahren und tun, was Zürich lieb und dienlich ist.

Das Spruchband
Zur ideellen Verortung der Blockskulptur ist ein kupfernes Spruchband im Boden eingelassen. Der Text stammt aus der Absichtserklärung von Katharina von Zimmern, die Abtei zu übergeben: Die Stadt vor Unruhe und Ungemach bewahren und tun, was Zürich lieb und dienlich ist - 1524 - Katharina von Zimmern, Zürichs letzte Äbtissin, zur Übergabe der Abtei Fraumünster an die Stadt.

Das Fundraising
Im Mai 2002 zeichnen die ZFV-Unternehmungen/Zürcher Frauenverein das Projekt für einen Erinnerungsort für Katharina von Zimmern mit ihrem Sozial- und Kulturpreis aus und legen damit den Grundstein für das Fundraising. Der Verein fragt Stadt und Kanton Zürich, Kirchen sowie Stiftungen und Unternehmen um Beiträge an. Über 300 Privatpersonen, darunter viele Frauen, beteiligen sich an der Sammlung. Der Verein veranstaltet Publikumsaktionen wie die Prägung und den Verkauf von Münzen oder den Verkauf von archäologisch wertlosen, ideell jedoch wertwollen Steinen aus der alten Umfassungsmauer des Fraumünsters.

Der 1. Spatenstich und das Giessen der Blöcke
Am 2. September 2003 gibt Stadträtin Kathrin Martelli mit dem ersten Spatenstich das Zeichen zur Realisierung des Denkmals. Darauf produziert der bekannte Kunstgiesser Felix Lehner in Sittertal bei St.-Gallen die Kupferblöcke. Einer der 37 Blöcke wird hohl belassen und dazu passend ein Behältnis gestaltet. In dieses Behältnis werden die Projektdokumente eingeschweisst, insbesondere die Namensliste der Spenderinnen und Spender.

Die Neugestaltung des Kreuzgangs
Die Stadt lässt den Kreuzgang zwischen Stadthaus und Fraumünster neugestalten. Dafür beauftragt wird Gartenarchitektin Sibylle Aubort Raderschall. Ihr Vorschlag nimmt die Buchsumrandungen als Ordnungselemente von alten Kreuzgärten auf und interpretiert sie neu.

Die Einweihung
Am 14. März 2004 wird der

Erinnerungsort für Katharina von Zimmern unter grosser Beteiligung, auch der Medien, eingeweiht. Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, Regierungsrätin Dorothée Fierz und Stadträtin Kathrin Martelli enthüllen die Blockskulptur. An der anschliessenden Feier im Fraumünster sprechen Rosmarie Michel, Unternehmerin, Rosmarie Zapfl, Nationalrätin, und Dr. Klara Obermüller, Publizistin. Stadträtin Kathrin Martelli ergreift das Wort für die Stadt. Für den Verein sind es Jeanne Pestalozzi, Präsidentin Verein Katharina von Zimmern, und Irene Gysel, Fernsehredaktorin. Grussworte entrichten Regierungsrätin Dorothée Fierz und Bundesrätin Micheline Calmy-Rey. Noemi Nadelmann singt das Exsultate Jubilate von W. A. Mozart. Die Organistin Monika Henking begleitet sie und spielt das von ihr eigens für diesen Anlass komponierte Werk „Verleih uns Frieden“.

Anlässlich dieser Feier schenkt der Verein Katharina von Zimmern die Blockskulptur der Stadt Zürich.

Weitere Informationen

Der Erinnerungsort für Katharina von Zimmern – Zürichs letzte Äbtissin